// Eine Idee wird zur Realität Die Titlis Südwand – eine Linie, die seit Langem auf meiner Liste stand. Steil, ausgesetzt und mit alpinem Charakter. Doch an diesem Märztag passte alles: Die Bedingungen waren stabil, der Kopf klar. Gemeinsam mit Joel entschied ich mich für den Versuch.
// Der Weg nach oben Mit der ersten Rotair um 08:30 Uhr auf den Titlis. Oben angekommen, ein letzter Check: Wetter, Schnee, Ausrüstung. Die Südwand lag in der Morgensonne – beeindruckend und respekteinflößend zugleich. Keine Spur vor uns. Eine Tour, die wir für uns hatten.
// Der Einstieg Direkt unter dem Ice Flyer schnallten wir die Skier an. Das erste Couloir präsentierte sich in bestem Firn, die Schwünge liefen flüssig, doch die 45 Grad Steilheit sorgten für volle Konzentration. Jeder Turn musste sitzen, Fehler hatten hier keinen Platz.
Nach den ersten paar hundert Höhenmetern wurde es ernster. Das offene Face lag vor uns, weniger perfekte Bedingungen – gedeckelter Schnee, schwer einzuschätzen. Die Bewegungen wurden präziser, kontrollierter. Ein Balanceakt zwischen Flow und Vorsicht.
// Abseilen in die Tiefe Die Route führte uns weiter rüber zur Abseilstelle. Hier hieß es: Ski abschnallen, 10 Meter kraxeln. Der Stand war nicht einfach zu finden, tief eingeschneit. Nach etwas Suchen fanden wir eine solide Verankerung. Die Seile auswerfen, doppelte Kontrolle, dann ging es hinab – zwei Mal 60 Meter in die Tiefe.
Unten angekommen, wieder auf Ski. Der letzte steile Hang forderte nochmal alles, bevor wir schließlich auf dem Wendengletscher standen. Die Beine müde, der Kopf voll mit Eindrücken.
// Fazit Die Südwand ist keine gewöhnliche Abfahrt. Sie verlangt Erfahrung, Respekt und eine solide Skitechnik. Ohne perfekte Bedingungen und eine durchdachte Tourenplanung wäre diese Befahrung nicht möglich gewesen. Doch mit dem richtigen Mix aus Selbstvertrauen, Fokus und Freude wurde es eine unvergessliche Linie.
// Technische Details
Klettern:
- Kraxlerei zur Abseilstelle, teils exponiert
- Abseilstellen schwer auffindbar, können eingeschneit sein
Ski:
- 45-50 Grad Steilheit, extrem ausgesetzt
- Zwei Abseilstellen (60m Seil erforderlich)
- Schwierige Schneebedingungen möglich, Absturzgefahr!
Daten:
- Beste Zeit: Januar – März (nur bei stabilen Bedingungen)
- Aufstieg: 120 Höhenmeter
- Abfahrt: 480m direkt, 2100m insgesamt
- Höhe: 3032m ü. M. (Start), 2500m ü. M. (Wendengletscher), 1004m ü. M. (Engelberg)
Ein alpines Abenteuer, das Respekt verdient – und das Herz höherschlagen lässt.







